16.06.2025
Agri-Photovoltaik bietet enorme Chancen für die Energiewende und landwirtschaftliche Betriebe – doch zwischen Landwirten und Investoren herrscht oft Skepsis. Dabei kann gerade eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg sein. Im Interview erklärt ein Vertreter von CAV Partners, wie Investoren die Bedenken aufnehmen, was sie sich von Landwirten wünschen und warum Offenheit und Verlässlichkeit auf beiden Seiten entscheidend sind.
Landwirte sehen Investoren oft kritisch, andererseits brauchen sie Investoren, um eine Agri-PV-Anlage überhaupt stemmen zu können. Wie nehmen Investoren diese kritische Stimmung auf?
Grundsätzlich ist eine gewisse Skepsis gegenüber Investoren wahrscheinlich natürlich und nachvollziehbar. Häufig geht es für den Landwirten um eine essenzielle richtungsweisende Entscheidung, die er nur einmal oder zumindest nicht jeden Tag trifft. Wichtig ist es, sich von Seiten des Landwirts bewusst zu machen, dass er mit dem Projektentwickler und den Investoren auch eine langfristige Partnerschaft eingeht. Diese sollte einerseits gut überlegt sein und andererseits auf einem gemeinsamen Verständnis und Vertrauen beruhen. Positiv formuliert brauchen beide Seiten sich gegenseitig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Beide Parteien können sich also auf Augenhöhe begegnen.
Was wünschen sich Agri-PV-Investoren von Landwirten?
Sowohl Projektentwickler als auch Investoren wünschen sich eine Offenheit von Landwirten, über die verschiedenen Möglichkeiten zu sprechen. Insbesondere in der Agri-PV gibt es letztlich viele verschiedene Konzepte (vertikale Zaun-Systeme, sehr hoch aufgeständerte Modulsysteme, etc.) und Möglichkeiten. Da jeder landwirtschaftliche Betrieb unterschiedlich ist (Ausrichtung, Flächenprofil, Güte,…) und zudem oftmals auch noch die vom Betrieb bewirtschafteten Flächen sehr unterschiedlich sind, hilft im Besonderen ein gewisser Vertrauensvorschuss, dass gemeinsam über das individuelle Konzept gesprochen wird. Das kann dann auch dazu führen, dass der Agri-PV-Teil kleiner ausfällt als anfangs gedacht und parallel eine klassische Freiflächenanlage die für den Betrieb beste Lösung darstellt. Grundsätzlich wächst das Vertrauen zwischen Landwirten und Investoren mit jedem Gespräch sehr schnell, da die gemeinsamen Interessen überwiegen. Weitaus schwieriger wird es dann oftmals bei der Einbindung der weiteren Parteien (Gemeinde und Bürger). Aber auch hier hilft eine grundsätzliche Offenheit und Begegnung aller Parteien auf Augenhöhe für tragfähige Lösungen.
Woran sind Investoren am ehesten interessiert – Pacht, Kauf oder Beteiligung?
Wie bei Landwirten auch gibt es auch nicht „den Investor“. Aus diesem Grund sehen wir jede dieser Möglichkeiten im Markt und auch unseren Aktivitäten als Möglichkeit an. Durchaus menschlich und nachvollziehbar ist wahrscheinlich der Wunsch, die Flächen selbst zu besitzen und damit vollkommene Flexibilität beziehungsweise Unabhängigkeit zu haben. Dabei spielt die Wirtschaftlichkeit aber meist eine nachgelagerte Rolle. Es geht vielmehr darum, frei entscheiden zu können. Dieses Gefühl können Landwirte oftmals gut nachvollziehen. Auch hier bei der Entscheidung über die Struktur sind alle Parteien am besten beraten, offen über die Möglichkeiten zu sprechen. Wenn keine Nachfolger in der Familie vorhanden sind und die Flächen aus landwirtschaftlicher Sicht verzichtbar sind, ist ein Verkauf eine Überlegung wert. Wir als CAV Partners bevorzugen immer ein kooperatives, partnerschaftliches Modell mit den Landwirten. Da wir immer das Ziel haben, Agri-PV-Projekte nicht nur zu entwickeln, sondern auch langfristig zu halten, finden wir eine Beteiligung des Landwirts sehr wichtig. Die genaue Höhe ist dabei von nachgelagertem Interesse. Es geht um gemeinsame, in gleiche Richtung ausgerichtete Interessen.
Welche Flächen sind interessant – Größe, Lage, Beschaffenheit, Netzanschlussnähe…?
Grundsätzlich ist jede Fläche erst einmal interessant. Durch die verschiedenen verfügbaren Umsetzungsmöglichkeiten kann das in einem Gesamtkonzept umgesetzt werden. Handelt es sich um „echte“ Agri-PV mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung sollten die Gesamtflächen etwas größer sein (> 5ha), da letztlich ja nur eine Teilfläche dessen für die PV-Anlagen genutzt werden kann. Die Lage und Beschaffenheit spielen für die Planung und Umsetzung natürlich auch eine Rolle, sind aber eher nachgelagerte Entscheidungskriterien. Entscheidend für Investoren und damit für den Landwirt ist die Möglichkeit, den Strom ins Netz einzuspeisen. Aus diesem Grund ist ein ausreichend großer Netzanschlusspunkt in der Nähe häufig der (!) Faktor für die Wirtschaftlichkeit oder Absage eines Projekts. Ist der angebotene Netzanschlusspunkt mehrere Kilometer weit weg, muss das Gesamt-Projekt – eventuell auch mit weiteren Landwirten – deutlich größer ausfallen.
Was bieten Sie Landwirten – außer Geld?
„Verlässlichkeit und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit“ wäre die ganz verkürzte Antwort darauf. In diesen beiden Werten steckt aber letztlich die Essenz für jeden Vertrag und eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Landwirte, die mit uns sprechen und dann bei Einigung zusammenarbeiten, können sich darauf verlassen, dass wir unseren Teil der Vereinbarung stets pünktlich erfüllen und mit ihnen über die gesamte Zeit bei Fragen oder Themen im Austausch bleiben. Wir begleiten sie von der Wiese bis zum Bau und übernehmen auch die Betriebsführung und Finanzierung, über viele Jahre – später auch das Repowering. Langfristige Zusammenarbeit ist uns sehr wichtig. Auch wenn sich das zunächst als Banalität und Selbstverständlichkeit anhört, ist dies der wichtigste Teilaspekt und erst dann wird aus dem Vertrauensvorschuss wirkliches Vertrauen. Dies gilt im Übrigen natürlich genauso für die Seite der Landwirte. Auch hier braucht es Verlässlichkeit und Zusammenarbeit.
Welche Stellenwert haben Absicherung und Rückbau für Investoren?
Der Stellenwert ist genauso wichtig wie alle Parameter (Pacht, Kaufpreis, etc.) eines Vertrags. Ohne eine rechtlich bindende Regelung wird kein Investor und auch kein Landwirt einer Vereinbarung zustimmen können. Wichtig ist zu berücksichtigen, dass Verträge den Rahmen setzen. Beim Thema Rückbau sehen wir in der Praxis oft deutlich flexiblere Lösungen, als es das Vertragswerk erkennen lässt. In vielen Fällen (ganz häufig im Bereich Wind) verzichten die Parteien am Ende der Vertragslaufzeit auf einen vollständigen Rückbau. So kann der Landewirt die Wegeflächen eventuell viel besser weiter nutzen, als dass diese zurückgebaut werden. Auch eine Überlassung von Anlagen kann für beide Seiten sinnvoll und attraktiv sein. Auch hier ist es unerlässlich, miteinander zu kommunizieren, um die Möglichkeiten dann gemeinsam zu besprechen.
Die CAV PARTNERS AG ist ein Finanzinstitut in Regenstauf mit Fokus auf Wind- und Solarenergie. CAV steht für Clean Assets and Values. Gegründet wurde die CAV von Thomas Hartauer und Andreas Roth. Die AG bietet unternehmerische Beteiligungen für erfahrene Investoren im Bereich Erneuerbare Energien an sowie Investitionen in laufende Wind- und Solarparks.